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Ausgabe 1, Band 10 – Dezember 2020

Judith Shklar über Hannah Arendt

Judith N. Shklar, Über Hannah Arendt, hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Hannes Bajohr, aus dem Amerikanischen übersetzt von Hannes Bajohr und Tim Reiß, Berlin: Matthes & Seitz (Fröhliche Wissenschaft, 158), 2020. 187 S. 14,00 €.

„Arendt-Korrekturen“ betitelt der Herausgeber, der Politikwissenschaftler Hannes Bajohr, das Nachwort, das er zu dem Bändchen mit Veröffentlichungen von Judith Shklar Über Hannah Arendt verfasste.1 Der Titel ist eine diplomatische Umschreibung dessen, was den Leser erwartet, handelt es sich doch um viel mehr als nur „Korrekturen“. Versammelt sind hier verstreute Dokumente einer offenbar lebenslangen Auseinandersetzung von Shklar mit Arendt, die zwischen Bewunderung und Kritik bis hin zur Feindseligkeit schwanken. Der Leser wird Zeuge einer über Jahre gepflegten kritischen Beschäftigung der aus Riga stammenden, mit ihren Eltern aus Europa geflüchteten und über Canada in die USA gelangten Judita Nisse (später, verheiratet, Judith Shklar), die ihren PhD an der Harvard University erhalten hatte und dort bis an ihr Lebensende lehrte, mit der an deutschen Universitäten der zwanziger Jahre erzogenen Hannah Arendt, die die erworbene Bildung auf der Flucht aus Europa mit in die USA gebracht und dort an deren Verbreitung und Weiterentwicklung einen wesentlichen Anteil hatte. Shklar lernte Arendt vermutlich in den frühen 1950er Jahren auch persönlich kennen2, als sie Doktorandin bei Carl Joachim Friedrich war und Arendt, damals freiberufliche Schriftstellerin und „fahrende Scholarin“ an amerikanischen Colleges und Universitäten, zu Vorträgen nach Harvard kam (erst 1963 übernahm sie eine feste akademische Anstellung). Zwischen beiden europäischen Jüdinnen bestand ein Altersunterschied von mehr als zwanzig Jahren. Jede von ihnen sollte zu einer namhaften Vertreterin der amerikanischen politischen Philosophie und Theorie werden.

Das Bändchen wird eingeleitet von einem durch den Herausgeber und Übersetzer „stark gekürzten“ Auszug aus dem Kapitel „The Romanticism of Defeat“ in Shklars 1957 erschienenem Buch After Utopia. Arendt erscheint hier als eine unter vielen, die einem „Romantizismus“ anhängen, der eine „Geschichte der Niederlage“ erzählt und keinen Beitrag zur politischen Theorie im Sinne demokratischer Praxis leistet. Arendt wird gesehen in der Gesellschaft von Martin Heidegger und der französischen Existenzialisten. Shklar stellt sie als „Jaspers-Jüngerin“ vor und bezieht sie als Verfasserin des Buches The Origins of Totalitarianism in ihr Gesamtbild ein, wobei oft nicht klar wird, ob sie (oder nur sie) gemeint ist, wenn vom Totalitarismus gehandelt wird. Doch fest steht, so Hannes Bajohr: „Für Shklar war Arendt eine Epigonin des deutschen Existenzialismus und damit der romantischen Tradition.“ (127) Die weiteren fünf Texte in dem Bändchen sind chronologisch angeordnete, ins Deutsche übertragene Einzelveröffentlichungen zu Arendt, die Shklar zwischen 1963 und 1984 in amerikanischen Zeitschriften publizierte.

Mit der Zusammenstellung dieser Einzelveröffentlichungen ist, so betont der Herausgeber, das ganze Ausmaß der Auseinandersetzung Shklars mit Arendt nicht erfasst. Den großen Werken von Arendt lasse sich „meist eines von Shklar gegenüberstellen“, so zuletzt Arendts On Revolution (Über die Revolution) das Buch American Citizenship, das Shklar 1991 veröffentlichte, also fast dreißig Jahre nach Erscheinen von Arendts Werk (1963) und sechzehn Jahre nach Arendts Tod (1975). Andererseits kann Bajohrs Edition insofern Vollständigkeit beanspruchen, als alle Einzelveröffentlichungen Shklars zu Arendt berücksichtigt wurden und als in ihnen vermutlich so gut wie alle von Shklars Argumenten für oder gegen Arendt in der einen oder anderen Weise zur Sprache kommen. Es sind, „gelegentlich grelle, nicht immer gerechte, aber dadurch oft aufschlussreiche Schlaglichter“ (124), die hier auf Arendt geworfen werden. Dieser Gesamteinschätzung Bajohrs kann durchaus zugestimmt werden, doch beim Blick auf Details ist sie verbesserungswürdig.

Insbesondere der Text „Hannah Arendt als Paria“ („Hannah Arendt as Pariah“) von 1983, der sich in der Verkleidung (Tracy B. Strong) einer Besprechung von Young-Bruehls Arendt-Biografie präsentiert, ist zutiefst irritierend in seinen Aussagen über Arendt. Um nur einige zu nennen: Hannah Arendt wollte eine „repräsentative“ Frau sein, „ein Mensch, der den Geist seines Volkes sowohl verkörpert als auch der ganzen Welt kundtut“ (79), wobei „Volk“ offenbar nicht für das jüdische Volk steht, sondern lediglich für das deutsche Judentum; sie „war mehr als zwanzig Jahre damit beschäftigt, dieses Lieblingsbuch unter ihren eigenen Werken [die Biografie der Rahel Varnhagen] zu redigieren“ (ibid.); sie stand „im Widerspruch zu allen Lagern der amerikanischen zionistischen Bewegung“ (89); ihre Darstellung dessen, was in den Konzentrationslagern tatsächlich passierte, sei „eine Illustration der postnietzscheanischen Welt des ‚Nichts‘“ (93f.). Weiterhin, sie habe sich bei Emil Lederers Theorie der Massengesellschaft „bedient“, in dessen Schuld zu stehen sie sich geweigert habe (96), und ein ähnliches Argument, das das Buch The Human Condition herabwürdigt. Es orientiere sich „stark an Hegels Phänomenologie“ und schulde „viel seinen Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie“, aber diese Schuld werde von Arendt „stillschweigend übergangen“ (99f.). NB: Auch Young-Bruehl selbst bekommt ihr Fett: Es sei viel zu früh für eine Biografie der 1975 verstorbenen Autorin (84f.).

„Der Triumph Hannah Arendts“ („Hannah Arendt’s Triumph“), eine eher zwiespältige Hommage,  ist der Nachruf, den Shklar 1976 in The New Republic veröffentlichte. In ihm stellt sie ihre Lesart von Arendts „Trilogie über politische Philosophie“, womit die Werke The Origins of Totalitarianism, The Human Condition und On Revolution gemeint sind, vor. Er endet mit den Worten, die den Titel erklären: „Anderen schlüssig und verständlich zu machen, was sie sah, war ein großer geistiger Triumph – für sie persönlich, aber auch für die Tradition des offenen politischen Diskurses.“ (56f.) Wer sind diese „Anderen“? Zählte sich Shklar selbst zu ihnen? Fragen dieser Art sind berechtigt angesichts der zahlreichen Arendt verfehlenden Behauptungen und Interpretationen, die in dem Nachruf verbreitet werden (Beispiel, S. 56: „Niedergang und Korruption bildeten den Kern von Hannah Arendts politischem Denken.“)

Es empfiehlt sich, den Nachruf im Zusammenhang mit dem zwei Jahre später veröffentlichten Essay „Rethinking the Past“ („Die Vergangenheit neu denken“) zu lesen. Er wurde in dem von Social Research dem Andenken Hannah Arendts gewidmeten Heft im Frühjahr 1977 veröffentlicht. Shklar stellt Arendt hier als „Monumentalhistorikerin“ im Sinne Nietzsches vor: „ Es gehörte […] zu Hannah Arendts großen Stärken, dass sie in der Lage war, Monumentalgeschichte sowohl zu analysieren als auch selbst zu schreiben. In Zwischen Vergangenheit und Zukunft vollbrachte sie die kritische Arbeit, in Über die Revolution die schöpferische.“ (60) Doch macht Shklar keinen Hehl daraus, dass ihrer Meinung nach die Monumentalhistorie in der eigenen Gegenwart nichts mehr zu suchen hat. Was als Lob, ja Bewunderung formuliert ist, wird also schnell wieder zurückgenommen. Und dass eine Arendt grundsätzlich infragestellende Haltung, eine Weigerung, sich auf sie einzulassen, sie zu verstehen, überwiegt, wird deutlich, wenn man hinzuzieht was Shklar in anderen Texten über die beiden genannten Werke Arendts zu sagen hat.

Der amerikanischen originalen Ausgabe von Zwischen Vergangenheit und Zukunft unter dem Titel Between Past and Future hat Shklar 1963 eine Besprechung gewidmet, die in den vorliegenden Band in der von Bajohr „leicht überarbeiteten“ Übersetzung von Tim Reiß unter dem Titel „Antike und Moderne“3 aufgenommen wurde. In ihr stellt Shklar Arendts Essaysammlung mit den folgenden Worten vor: „Glücklicherweise wird der vorliegende Band beherrscht von einem auf einzigartige Weise einheitlichen wie nachdrücklichen intellektuellen Standpunkt sowie von der Wiederkehr zweier zentraler Themen: einem verständnisvollen und scharfsinnigen Interesse an den Philosophen der klassischen Antike und einer starken Abneigung gegen die heutige Zeit und alles, was zu ihr beigetragen hat. Der Kontrast zwischen Antike und Moderne ist das verbindende Element, das diese sechs ‘Übungen’ zusammenhält und ihnen eine einheitliche Struktur gibt.“ (30f.) Shklar hat also für sich eine Art Gerüst dieses Buches freigelegt. Die Zusammenhänge, in denen Arendt ihre Gedanken entwickelt, bleiben unberücksichtigt, die Texte werden ihres „Fleisches” beraubt, so dass nur noch „der Kontrast zwischen Antike und Modene” sozusagen als Karkasse übrigbleibt. Zudem geschieht diese Art des Abstrahierens, ohne dass die Rezensentin das der Sammlung vorangestellte „Preface”, in dem Arendt Grundlegendes zur eigenen politischen Philosophie reflektiert und erläutert, was sie unter „Übungen im politischen Denken” (so der Untertitel der Sammlung) versteht, überhaupt zur Kenntnis nimmt.4 Arendts „Übungen” werden bei Shklar zu „historiografischen Essays” (76). Eine Anstrengung, Arendt zu verstehen, ist nicht zu erkennen. Das gilt grosso modo auch für Shklars Reaktion auf Arendts On Revolution (1963). Das Buch rezipiert sie in dem Essay „Die Vergangenheit neu denken” von 1977 als „Nacherzählung” der Geschichte von der Gründung Amerikas, der sie das Prädikat „etwas exzentrisch” (70) verleiht. Im Text „Hannah Arendt als Paria“ steht, es sei ein „blamables Buch“ (103), im Original: ein „embarrassing book“.
Bleibt die „Gemeinsamkeit Kant”, wie Bajohr formuliert (158), die sich bei genauem Hinsehen allerdings auf die Aussage reduziert, dass beide Wissenschaftlerinnen Kant „bewundern” (159). Die letzte Veröffentlichung Shklars zu Arendt ist eine Besprechung von Ronald Beiners Ausgabe der Arendtschen Lectures on Kant’s Political Philosophy im Jahr 1984. Auch hier ist nicht zu erkennen, dass Shklar den Versuch gemacht hätte, in Arendts Gedankenwelt einzudringen. Der „Entdeckung” Arendts, dass in Kants Kritik der Urteilskraft seine politische Philosophie verborgen sei, wird entgegengehalten, dass Kant „eine Rechtsphilosophie geschrieben hat, die an alle zentralen Themen politischer Philosophie rührt” (116). Der Arendt-spezifische Zugang zur Kritik der Urteilskraft, ihre an dieses Kantische Werk gerichtete Frage nach dem Wesen und Funktionieren der menschlichen Urteilskraft mit den eigenen Erfahrungen im Eichmannprozess als aktuellem Bezug scheint der Rezensentin nicht der Erwähnung wert. Arendts Kantvorlesungen firmieren als eine „ausgesprochen originelle Philosophie historischen Urteilens“ (121), für deren Darstellung sich Shklar weniger auf Arendts Text als auf Beiners Kommentar bezieht. Beiner unterscheidet bekanntlich zwischen zwei „Theorien des Urteils“ bei Arendt, eine frühe, ausgehend von der Vita activa, in deren Mittelpunkt der Handelnde steht, und eine späte der Vita contemplativa und dem Zuschauer zugeordnete. Dieser in der Arendt-Forschung durchaus umstrittenen Unterscheidung5 folgt Shklar, ja sie lobt Beiners „klaren und intelligenten Kommentar“ (118). Auffällig ist, dass in dieser Besprechung Lob und Zustimmung zu Beiner eindeutiger ausfallen als zu Arendt.

Es sind in der Tat „Schlaglichter”, die in diesen Texten auf Hannah Arendt geworfen werden, mit unterschiedlichen Helligkeiten. Ein als ganzes erkennbares Bild entsteht dabei nicht, ist auch nicht zu erwarten, da Shklar vor allem Besprechungen verschiedener Werke wählte, um ihren Gedanken über Arendt Ausdruck zu verleihen. Das hat zur Folge, dass nicht nur die abwertend-kritischen und verfälschenden Aussagen über Arendt und zu ihren Werken eher zufällig bleiben, sondern auch die einsichtsvollen, die Shklars Texten zu entnehmen sind. Für letztere sei ein zusammenfassendes Urteil über das Totalitarismusbuch aus der Besprechung von Young-Bruehls Biografie genannt: „War der letzte Abschnitt der Elemente und Ursprünge eine Übung in postnietzscheanischem Philosophieren, leistete das Buch auch einen ernsthaften Beitrag zur politischen Theorie in der Tradition Montesquieus und Tocquevilles. Arendts Analyse des Totalitarismus als neuer und einzigartiger Herrschaftsform war eine wirkliche Bereicherung in der Theorie der Regimetypen. Die Bedeutung überflüssiger Bevölkerungen trägt ebenfalls viel zur Erklärung von Genoziden bei.“ Da fragt man sich: Werden Genozide von Arendt in diesem Zusammenhang thematisiert?, merkt aber schnell, dass Shklar den Arendt-Orbit schon wieder verlassen hatte. Denn gleich anschließend, schon im nächsten Satz begibt sich die Rezensentin in die eigene Gedankenwelt: „Man denke nur an die amerikanischen Ureinwohner.“ (95)

Die Auseinandersetzung Shklars mit Arendt hat – das sei noch kurz erwähnt – auch eine persönliche Komponente. Dabei geht es, jeweils aus Shklars Sicht, um das jüdische Selbstverständnis, um Ostjuden (Shklar) im Gegensatz zu deutschen Juden (Arendt) und um die Verwurzelung in der anglo-amerikanischen philosophischen Tradition im Unterschied zur deutschen „Bildung“6 – beides Themen, die eher unterschwellig erkennbar sind, als dass sie klar angesprochen würden. Nur Arendts Entscheidung, nach 1945 nach Europa und Deutschland als Schriftstellerin und Vortragende „zurückzukehren“, wird explizit kritisiert (und psychologisiert): „Dass Arendt [nach 1945] zurückkehrte und sich entschloß, dort [in Europa] ihr geistiges Zuhause zu finden, war höchst wahrscheinlich die Wurzel ihrer selbstverschuldeten Sorgen.“ (111)
Angesichts der zahlreichen Ambivalenzen in Shklars wissenschaftlicher und persönlicher Haltung zu Arendt und ihrem Werk, die in diesen sechs unterschiedlich bedingten, über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren veröffentlichten kleinen Schriften7 erkennbar sind, verbietet sich fast eine Gesamteinschätzung. Hannes Bajohr wagt sie trotzdem und beendet mit ihr sein kommentierendes Nachwort: „Zweifellos ist, dass sie [Arendt] Shklar wichtig war — so wichtig, dass sie sich mit keinem ihrer Zeitgenossen öfter öffentlich befasste, sich an ihren Positionen rieb und auf diese Weise ihre eigenen schärfte. Und so war es nicht zuletzt gegen ,ihre große[] Gegenspielerin'8, dass Shklar ihre Konzeption eines realistischen, antimetaphysischen Liberalismus entwickelte, der auf einen kritisch-historisch geschulten, defensiven  Prozeduralismus setzt, der nicht den Herosakteur, sondern den seine Rechte einfordernden  Staatsbürger als politisch Handelnden starkmacht und zuerst auf die Stimmen der Opfer hört." (160f.) Die in diesem Resumé aufscheinende Position der Gegenspielerin („Herosakteur“!) allerdings bleibt unter dem Einfluss der Harvard-Professorin. Wie Shklar lässt sich offenbar auch Bajohr nicht ernsthaft auf Hannah Arendts Bemühen um eine (neue) politische Philosophie oder Theorie der Pluralität mit ihren Akzentsetzungen auf Handeln, Denken und Urteilen ein.
Hannah Arendt hat sich nie öffentlich zu Judith Shklar geäußert. Es ist auch kein Schriftstück bekannt, aus dem zu entnehmen wäre, wie sie über die jüngere Kollegin urteilte. Den „Review Essay“ zu Between Past and Future hat sie vermutlich gekannt. Es gibt eine Xerokopie in ihrem Nachlass in der Library of Congress mit ein paar Lesespuren. Möglich scheint, dass auch Shklar gemeint war, als Arendt im April 1970 in ihr Denktagebuch die Notiz schrieb: „On the difficulties I have with my English readers”, in der sie festhält, dass ihre Art des Durchdenkens („to think through“) der anglo-amerikanischen Denkkultur fremd ist.9 Das ist eine Spekulation, die bisher in die Literatur zu Shklar keinen Eingang gefunden hat, ebenso wenig wie es unternommen wurde, eine an Arendts Texten orientierte Gegenposition (wenn es denn eine ist) herauszuarbeiten beziehungsweise von Arendt aus den Blick auf Shklar zu richten.

Eine umfassende Gegenüberstellung der Denkweisen und Positionen von Shklar und Arendt steht noch aus. Sie ist auch nicht ohne weiteres zu leisten, sieht sie sich doch vor ein grundsätzliches Dilemma gestellt. Die „Gegenspielerin“ ist stumm, sie ist eine von der Spielerin imaginierte Gegnerin; denn, wie schon gesagt, Arendt hat eine Gegnerschaft nie explizit zu erkennen gegeben. Das bedeutet für die analysierenden Interpreten, stets der Gefahr, fehlgeleitet zu werden, ausgesetzt zu sein und eine umfassende Arendt-Lektüre einbringen zu müssen. Wie dem auch sei, Hannes Bajohr ist es zu danken, dass mit dem Bändchen Über Hannah Arendt einschlägige Dokumente von Seiten Shklars nun in guter deutscher Übersetzung mit einem angemessenen wissenschaftlichen Apparat und Kommentar verfügbar sind.

Ursula Ludz

1Hervorgegangen ist es aus einem Beitrag, den Bajohr in HannahArendt.net, Bd. 8, 2016, veröffentlichte.

2Zu den wenigen persönlichen Begegnungen siehe Bajohr in seinem Nachwort, S. 177f.

3Ursprünglich veröffentlicht in Deutsche Zeitschrift für Philosophie 56, 2008, Heft 6, S. 976-981.

4Auf diese „überraschende“ Rezeption hat seinerzeit Axel Honneth mit einem ausführlichen erläuternden Kommentar hingewiesen: „Flucht in die Peripherie“, in: Ibid., S. 982-986.

5Siehe etwa Shmuel Lederman, „The Actor Does not Judge: Hannah Arendt’s Theory of Judgement“, in: Philosophy and Social Criticism 42, 2015, Nr. 7, S. 727-741.

6„Bildung“ übernimmt Shklar als deutsches Fremdwort in ihre englischen Texte.

7Ca. 120 Seiten im Klein-Oktavformat der Reihe Fröhliche Wissenschaft.

8Dieses Etikett stammt von Axel Honneth.

9Arendt, Denktagebuch, Heft XXVII/45, S. 770ff.